Montag, 12. November 2012

Chiara Fiorini & Dominique Starck


Chiara Fiorini
Am 10. November 2012 fand die Eröffnung der Ausstellung mit Bildern und Objekten von Chiara Fiorini statt. Nur schon ihr Name verspricht Kreativität und Poesie, entsprechend schön und einladend sind ihre Bilder.
Dominique Starck
Von den meditativen Gitarrenklängen von Dominique Starck liessen sich die vielen Besucher/-innen an der Vernissage gerne auf eine Bilderreise mitnehmen.
Das Visuelle untermalt das Akustische, umgekehrt betonen die Klänge die Leichtigkeit der vermeintlich schwebenden Objekte in den Bildern.

Die Ausstellung in meiner Praxis ist offen jeweils am Sonntag zwischen 15 und 17 Uhr. Die Finissage findet statt am Samstag, 8. Dezember 2012, 17 Uhr. Dann wiederum gibt es ein kleines Gitarrenkonzert sowie die Möglichkeit, die vielen Bilder der Künstlerin zu bewundern.



Dienstag, 16. Oktober 2012

Auszeit

Kürzlich bekam ich eine Email von einer guten Freundin. Sie gönnt sich eine Auszeit, hat sich eine andere Umgebung gesucht als die alltägliche. Und es geht ihr sehr gut dabei. Sie schreibt :
Es ist halt einfach wunderschön hier – wie immer, ab und zu ein, zwei regnerische Tage und dann wieder viele, viele Sonnentage. Was ich hier tue, weiss ich nicht so genau, nur dass ich die Stille schätze, die Menschen hier einfach mag und immer weniger meine, etwas tun zu müssen, sondern das was kommt, kommen lassen. Auf meinem Balkon den Morgenkaffe trinken, den Pflanzen Wasser geben, den Hund streicheln. Es ist wenig und doch so viel.  
Eben habe ich von meiner Nachbarin ein Kompliment erhalten, eben dass ich so viel Ruhe ausstrahle. Das sieht man, wenn Du kommst, meinte sie. Ist das nicht schön, wenn die Wahrnehmung des Innen und Aussen immer mehr überein stimmen? Ich habe mich auf jeden Fall riesig gefreut. Ein bisschen bin ich noch hier, könnte noch lange bleiben. 
Ist es nicht das, wonach sich viele sehnen, wenn der Alltag zu hektisch oder zu monoton ist?
Wenn das Bedürfnis nach einer Pause vom Alltag ein Thema ist, ist es gleichzeitig interessant, welche Art von "Ja, aber..." sich dann meldet. Die Sehnsucht nach einer Auszeit kennt praktisch jeder erwachsene Mensch. Einwände dagegen hat auch jeder.
Die Gründe dafür sind jedoch genau so interessant: Habe ich die Pause verdient? Kann mich jemand vertreten? Tut einer Auszeit vielleicht meiner Gesundheit gut? Kurz: Kann ich es mir leisten, meinen Traum NICHT umzusetzen? Und: Wenn nicht jetzt, wann dann?

Bø i Vesterålen - Norwegen - August 2012 (c) 

Montag, 10. September 2012

Perfekt?


Beim Anblick einer schönen Blume oder eines gleichmässigen Blattes könnte man meinen, dass in der Natur alles schön symmetrisch und geordnet sei.

Bei uns Menschen ist es eher so, dass wir nur scheinbar symmetrisch sind, geschweige denn gleichmässig unser Leben und Mensch-Sein  (er-)leben. Wir sind links und rechts in der Regel nicht gleich stark. Auch sind wir nicht gleich häufig fröhlich, traurig, wütend oder verspüren Angst. Diese Emotionen wechseln sich ab und sind in Intensität oder Zeit nur schwer vergleich- oder messbar. Wir haben nicht immer die empfundene Ausgewogenheit oder entspannte Gelassenheit, die wir uns vielleicht im Alltag wünschen.

Eine Blüte mag auf den ersten Blick perfekt und gleichmässig aussehen. Beim genaueren Hinsehen sind aber kleine Eigenarten und Unregelmässigkeiten erkennbar. Vielleicht ist schlussendlich das Ungleichmässige das Ausgewogenere als das Symmetrische?


Montag, 30. Juli 2012

Gerald Hüther

                     Prof. Dr. Gerald Hüther
"Wir müssen nicht so bleiben, wie wir sind - wir können über uns hinauswachsen: Diese zuversichtliche Botschaft verkündet Deutschlands bekanntester Hirnforscher, der Neurobiologe
Prof. Dr. Gerald Hüther.
Das menschliche Hirn ist nicht für immer vorprogrammiert, es bleibt bis ins hohe Alter formbar. Hüther erklärt, warum Kreativität und Begeisterung der beste Dünger fürs Gehirn sind - und wie wir die in uns angelegten Möglichkeiten entfalten können."

Das Gespräch mit Gerald Hüther ist zu hören auf DRS2.
Es lohnt sich!

Montag, 16. Juli 2012

Menschen gesucht!

Kürzlich kam dieser Seufzer von einer befreundeten Fachkollegin, die auf Stellensuche ist: "Meistens, wenn ich meine, die passende Stelle gefunden zu haben, steht vermerkt 'Auf Grund der Teamkonstellation werden Männer bevorzugt'. In den psychosozialen Berufen haben die Frauen bald keine Chance mehr".  

In unserer gleichstellungsbemühten Zeit macht diese Aussage ein bisschen nachdenklich. Es ist zwar so, dass es in den Kindergärten, in der Primarschule und im psychosozialen Beratungssektor sehr viel weibliches Personal hat. Es ist daher verständlich, dass mehr Männer für solche Stellen gesucht werden. Andererseits werden Frauen nicht unbedingt ausdrücklich gesucht, wenn es um freie Stellen in der Wirtschaft geht. Man sucht sprachlich korrekt, z.B. nach Geschäftsleiter/-in, nach einer Persönlichkeit oder nach einer Fachperson für die Gesamtverantwortung für XY. Bei diesen Stellen steht in der Regel nichts von 'Frauen werden auf Grund der Teamzusammensetzung bevorzugt'.  
Wie wohltuend, als ich dann ein Inserat der Uni Basel mit dem folgenden Wortlaut entdeckte: 'Die Universität Basel ist bestrebt, den Frauenanteil bei den Professuren zu erhöhen und ist deshalb an Bewerbungen von Frauen besonders interessiert'. Und gleich daneben ein Inserat der Uni Bern. Auch hier wird die Erhöhung des Frauenanteils in den akademischen Führungspositionen angestrebt, weshalb Wissenschaftlerinnen nachdrücklich aufgefordert werden, sich zu bewerben.
In Norwegen gibt es die Quotenregelung (unter Google fand ich soeben 70'500 Ergebnisse hierzu!). In einem Aufsichtsrat muss es mindestens 40% Frauen bzw. Männer haben. So verlangt es das geschlechtsneutrale Gesetz.  
Wie wunderbar wäre es, wenn es auf allen beruflichen und gesellschaftlichen Gebieten normal werden könnte, dass Menschen einfach tätig sind, unabhängig vom Geschlecht.  

PS
Im Frühsommer nahm ich an zwei Kongressen teil. An beiden Orten war ca 80% der Zuhörerschaft weiblich. Auf den Podien standen dann aber meistens Männer.

Sonntag, 15. Juli 2012

Darf ich mich als Psychologin empören?

Schon wieder wird thematisiert, wie eine Institution wie die Katholische Kirche Menschen Unrecht getan hat. Im Tagesanzeiger vom 26. Juni 2012 berichtet WN davon, wie er als Kind und Jugendlicher im Kloster Fischingen in Thurgau aufs Gröbste misshandelt wurde. Nach vielen Jahren schaffte er es jetzt an die Öffentlichkeit zu gehen und von diesen schrecklichen Erlebnissen zu erzählen. Auch am 12. Juli 2012 wird im Tagesanzeiger berichtet: Ein weiterer Betroffener erzählt von seinen Erlebnissen im damaligen Kinderheim in Fischingen. Gemeinsam für die Betroffenen ist, dass es schwierig sei, Unterstützung für ihr erlittenes Unrecht zu erfahren. So geht das Kloster Fischingen auch nur zögerlich ihre Geschichte an: Weder eine Entschuldigung noch finanzieller Schadenersatz für die Betroffenen seien vorläufig vorgesehen. Klosterdirektor W. Ibig sagt klar: "Wenn wir Geld anbieten, ist das letztlich juristisch so etwas wie eine Schuldanerkennung". Die kollektive Aufarbeitung der Geschichte sei für sie schwierig.
In vielen Klostern, Kirchen, Schulheimen und Internaten sind Verbrechen an Kindern und Jugendlichen verübt worden. Das Kloster Einsiedeln z.B. hat angefangen, deren Geschichte aufzuarbeiten. Abt Martin Werlen zeigte sich in einem Zeitungsartikel erschreckt von den vielen Missbrauchsfällen. Seit all dies bekannt geworden ist, setze sich die Klostergemeinschaft intensiv damit auseinander.

Dürfen sich Psycholog/-innen über Missstände aufregen?
Mit Hilfe psychologischer Theorien lässt sich zwar vieles erklären und intellektuell verstehen; Missstände tolerieren jedoch, müssen auch Fachleute nicht. Vieles ist tatsächlich fast nicht zum Aushalten.

Freitag, 6. Juli 2012

Wer holt was in erholsamen Ferien?

  http://www.blogger.com/profile/ 
Vor einiger Zeit war ein Paar bei mir in der Praxis. Sie planten gerade ihre Ferien und wussten beide, sie wollten es anders haben als letztes Jahr.
Letztes Jahr waren die Ferien wie folgt verlaufen:
Sie wollten mit den Kindern campen gehen. Sie besprachen im Voraus, dass sie alle frei haben, dass sie etwas anderes als im Alltag erleben, dass sie ungezwungen und spontan sein, und dass sie tolerant und freundlich miteinander umgehen wollten. Alle waren einverstanden. 
Sie versuchten dann all dies umzusetzen. Nur, sie hatten nicht im voraus besprochen, wer Lebensmittel einkaufen sollte, jeweils Frühstück zubereiten, den Inhalt des Tagesrucksacks vorbereiten und auch packen, usw. Als die Frau realisierte, dass sie 100% Mutter und Tagesorganisatorin sein musste, weil es sonst niemand machte, wurde sie verständlicherweise zunehmend sauer. Sogar wenn sie zusammen an den Strand gingen, war der Mann schon längst im Wasser, bevor sie überhaupt fertig war (Kinder eincremen, Strandtücher verteilen, Stachel aus Fusssohle entfernen...). Sie wollte keine Ferien, die nur an einem anderen Ort stattfanden, aber sonst genau gleich waren wie zu Hause. Ihr Mann brachte zunächst kein Verständnis für ihr Klagen auf. Er setzte für sich um, was sie vor den Ferien besprochen hatten. Er ging biken und Tennis spielen. Und dies mit bestem Gewissen, gerade weil sie es besprochen hatten! Nach einer weiteren  Auseinandersetzung vereinbarten sie, abwechslungsweise die Tagesverantwortung zu übernehmen. Die Frau war glücklich. Sie machte für sich einen halben Lesetag in der Hängematte und ging dann ins nahe gelegenen Städtchen eine kleine Entdeckungstour machen. 
Am Abend dann erfuhr sie von den vergessenen Wasserflaschen, von Tochters Sonnenhut, der weg war, stattdessen war ein heftiger Sonnenbrand da. In der Nacht darauf waren sie oft wach. Der Mann machte ihr Vorwürfe. Sie hätte doch alles parat legen können. Sie hätte ihm doch erklären können, dass er die Kinder mehr als einmal eincremen sollte, dass er das Essen hätte mitnehmen müssen, weil kein Kiosk weit und breit! Jetzt waren beide sauer. 

Was hätten die Beiden anders tun sollen? Vereinbarungen treffen ist wichtig, aber sie müssen konkreter sein, als es unser Beispielpaar gemacht hat. Im Alltag ist das meiste eingespielt, in den Ferien dagegen herrscht oft eine Art Ausnahmezustand; hinzu kommt, dass die Erwartungen an die Erholungszeit zu hoch sind. Umso wichtiger können konkrete Regeln und Listen sein, gerade für den Elternteil, der im Alltag nicht die Hauptverantwortung trägt. Eine Checkliste für den Tagesrucksack oder die Strandtasche kann viel Ungemach vorbeugen. 
Für Mann und Frau heisst es ebenfalls sich gegenseitig Freiräume zu gewähren, gerade wenn die Vorstellungen von der Feriengestaltung unterschiedlich sind.

Muss auch wirklich alles perfekt sein? Vielleicht sieht der Frühstückstisch in der Ferienwohnung anders aus, wenn ihn ein anderes Familienmitglied als im Alltag vorbereitet? Es kann nützlich sein, hin und wieder die unterschiedliche Art und Weise von Ordnung und Auswahl, Prioritäten etc. auszuhalten. (Dies gilt übrigens auch für den Alltag zu Hause).

Auch können die wichtigen W-Fragewörter sehr wertvoll sein: Wer möchte was tun? Wann? Wo? Mit Wem? Wie lange? Fragen stellen heisst auch interessiert zu sein. Je mehr Information fliesst, umso seltener werden Missverständnisse und Enttäuschungen. 

Viel Glück und schöne Ferien!

Donnerstag, 5. Juli 2012

Verbunden sein

Das Internet ist hilfreich, keine Frage. Unendlich viele Möglichkeiten bieten sich da an: wir können uns zu jedem Thema vertiefen, uns informieren, dazu lernen, chatten, spielen etc. Das Internet kann aber auch vieles verhindern. Im Magazin Nr. 26 vom 30.6.12 wird eine Spezialistin, die Soziologin und Professorin Sherry Turkle hierzu interviewt. Sie forscht seit den 90er Jahren welche Auswirkungen die vernetzte Welt auf Kinder, Jugendliche und Erwachsene hat. Heute wird viel mehr via SMS, Mails, Smartphones etc. kommuniziert. Ihr ist aufgefallen, dass mit diesen neuen Techniken das normale Gespräch viel seltener geworden ist. Sie sagt ganz klar, dass soziale Fähigkeiten geübt werden müssen. Kinder müssen einander ins Gesicht sehen können, weil sie sonst nicht lernen, eine Konversation zu führen, geschweige denn zu verhandeln oder herauszufinden, wie man sich in einer Gruppe wohlfühlen kann. Die Technik ist bereits ein Teil von vielen Jugendlichen geworden. Sherry Turkle sagt Folgendes: "Smartphones befriedigen drei Fantasien: dass wir uns immer sofort an jemanden wenden können, dass wir immer angehört werden und dass wir nie allein sind." Dies wiederum führt zum Problem, dass viele nicht mehr alleine sein können. Nur schon Facebook suggeriert, dass es möglich ist, hunderte oder gar tausende von Freunden zu haben. Nur: was ist die Definition von Freundschaft? Und: Es ist auch weniger "gefährlich" sich per SMS oder Mail zu begegnen. Hier wird oft retuschiert und redigiert. Man zeigt nur das von sich, was auch kontrolliert werden kann. 
Wer dauernd im Netz ist, kann das Gefühl gewinnen, mit der ganzen Welt verbunden zu sein und dabei viel zu erleben. Der Preis dafür ist, dass nur wenig Raum für das Nachdenken, für die Selbstreflexion sowie für die eigene Kreativität bleibt. 
Wer sich direkt sieht, kann nicht so tun "als ob": Man trifft den ganzen Menschen, mit der eigenen Stimme, mit dem eigenen Aussehen, mit Macken und Liebenswürdig-keiten, mit allem, was zu einem gehört. Jeder Mensch möchte das Gefühl haben, dazu zu gehören.

Ich denke jetzt an eine ehemalige Klientin, eine junge alleinerziehende Mutter. Sie geht nur aus dem Haus, wenn sie absolut muss: "Ich finde es viel angenehmer im Chatroom. Hier kann ich so tun, als ob ich ok bin, hier kann ich flirten und Witze machen. Wenn ich auf dem realen Spielplatz draussen bin, fühle ich mich minder-wertig, weil ich so zugenommen habe, weil ich mich mit den Kindern überfordert fühle, weil die anderen Mütter alles so viel besser können als ich. Das kann ich doch nicht zugeben!"
- Wie sehr wünsche ich dieser jungen Frau, dass sie den Mut gewinnen könnte, wieder sie selber zu sein. Vielleicht findet sie mit der Zeit einen Weg zurück in die Gemeinschaft, ich wünsche es ihr sehr. 

Fazit: Das Internet ist hilfreich, deshalb sollten wir es unbedingt nutzen, aber vielleicht kontrollierter. Wir sollten darauf achten, im Alltag auch echte und nicht ausschliesslich virtuell vermittelte Begegnungen zu machen.  

Sonntag, 1. Juli 2012

Beratung

Wenn es um Beratung, Coaching, Therapie usw. geht, haben all diese Begriffe etwas gemeinsam: es sind mindestens zwei Personen anwesend, oft mehr als zwei. Nicht zwei Situationen sind gleich und doch gibt es Gemeinsamkeiten. Am Freitag, 22. Juni 2012, fand an der PH Rorschach ein Tagesseminar statt zum Thema Beratung und Coaching im Rahmen des CAS Zertifikationslehrgangs Informatikverantwortliche an der Volksschule. Bei den Informatikspezialisten wird die Beratung oft pädagogischer Support genannt.
Egal, welche Thematik im Zentrum der Beratung steht, es geht im Kern oft um ähnliche Prozesse: Die ratsuchende Person will etwas im Leben oder im Alltag verändert haben. Wenn es um berufliche Veränderungen geht, geschieht dies nicht selten unfreiwillig (Müssen statt Wollen).

Der gute Berater geht in der Regel zuerst auf die Beziehungsebene zum Ratsuchenden, bevor das Hauptanliegen, die Sachebene, thematisiert wird. Es braucht erst eine tragende Beziehung, eine Art Begegnungsraum, bevor Ziele besprochen werden oder erste Schritte erprobt werden können. Vielleicht müssen erst neues Wissen oder Fähigkeiten erarbeitet werden, bevor das eigentliche Umsetzen der ersten Schritte überhaupt möglich ist. D.h. die Rolle des Beraters ist umfassend und komplex.
Mich hat es beeindruckt, wie die Teilnehmenden des CAS-Kurses auch komplexeste Aufgaben souverän angegangen sind. Das breite Wissen im Bereich der Informatik ist dauernd in Veränderung, immer gilt es etwas Neues zu beherrschen, man hat auf diesem Fachgebiet eindeutig nie ausgelernt. Der Mensch mit seinen Schwächen und Stärken, Gedanken und Gefühlen, verändert sich nicht gleich schnell wie die Welt der Informatik. Das zwischenmenschliche Element als versehentlicher Stolperstein bleibt erhalten. Jeder von uns hat eine Lerngeschichte, also positive und negative Erfahrungen, die oft prägend für das ganze Leben sind. Wie gut, wenn ein Berater wohlwollend, empathisch und verständnisvoll auch dies zu berücksichtigen weiss. Wie viel schneller fühlt sich eine Person verstanden und ist dann entsprechend offen für Neues. Wer sich mit der eigenen Lebens- und Lerngeschichte auseinandersetzt, kann sich entsprechend oft besser auf die Geschichten des Gegenübers einlassen.

Hierzu kann es sich lohnen, das spannende Buch von Friedemann Schulz von Thun, Miteinander Reden 3 zu lesen. Das sogenannt "Innere Team" und situationsgerechte Kommunikation werden auf humorvolle Art vorgestellt. Die Kommunikation kann so stimmiger und angenehmer werden.

Sonntag, 10. Juni 2012

Mañana-Kompetenz

Hin und wieder muss wohl jeder von uns Zeit einplanen, um Bürokram, Schreibtischaufgaben und anderes zu erledigen. Heute war so ein Tag. Wie ärgerlich schnell die Zeit doch vorbei ging, wie wenig habe ich da tatsächlich von der Pendenzenliste abhaken können. Jetzt könnte ich mich weiter ärgern und meine unvollendete Pendenzenliste von heute auf morgen verschieben. Oder ich lasse das Ärgern und verschiebe die Liste erst recht auf morgen!

ISBN: 978-3-492-05316-7
Die zweite Variante scheint richtig zu sein, wenn ich das Buch "Die Mañana-Kompetenz" von Gunter Frank und Maja Storch anschaue. Es ist eine Kunst schnell und effizient zu arbeiten und gleichzeitig entspannt und zufrieden zu bleiben. Es gibt Zeiten im Leben, wo mehr erledigt werden will, als zeitlich und energetisch möglich ist. Dann gibt es nur eins: es vorerst sein lassen. Und dann neue Strategien finden. Wenn die Nerven zu sehr strapaziert werden, besteht die Gefahr, dass wir zu wenig nachspüren können, was wir eigentlich brauchen, um uns wohl und zufrieden zu fühlen. Das Buch der Psychologin und des Mediziners ist ein Plädoyer für weniger Effektivitätssteigerung und mehr Gelassenheit im Leben. 

Wie so oft gibt es einen Unterschied zwischen Theorie und Praxis. Wir sollten doch alle so viel üben und lernen, und jetzt dies auch noch? Als offener und vernünftiger Mensch ist man ja gerne bereit hierfür: Ja klar, gerne. Aber zuerst will ich nur noch rasch XY erledigen... Und weg ist der gute Vorsatz! Dieses Buch meint aber ganz klar, dass die beschriebene Kompetenz lernbar ist und dass es sich lohnen könnte.
Und jetzt mache ich Pause.

Samstag, 14. April 2012

Ausstellung Cécile Brunner

Cécile Brunner
Am 12. April 2012 war die Eröffnung der Ausstellung "Meer und Blumenmeer" in meiner Praxis an der Rathausgasse 21.
Ich liebe die Bilder der Künstlerin Cécile Brunner und deshalb habe ich mich riesig gefreut, als sie für eine kleine Ausstellung bei mir zusagte. Sie hat ein besonderes Auge für Natur und Wasser. Nicht nur die Begabung all dies wahr zu nehmen, sondern auch die künstlerische Umsetzung dieser Wahrnehmung zeigt sich als eindrückliches Talent.
Wenn ich vor einem ihrer Meeresbilder stehe, tauche ich virtuell in dieses weite Element Wasser ein. Das Spiel von Farbe und Licht, die Schwerelosigkeit, die  im Wasser so oft spürbar ist, ist als körperliche Wahrnehmung sofort da. Es ist schlicht beruhigend, es ist Erholung pur, es ist Meditation. 

Eine Besucherin an der Vernissage meinte zu den Blumenbildern: "Ich habe jetzt den Duft der Engadiner Blumenwiese in der Nase!"  Fast meint man auch die sachte Bewegung der Blumen und Pflanzen in der milden Frühlingsbrise zu sehen...

Bilder können eine heilsame Wirkung auf uns Menschen haben. Wir alle kennen die entspannende Wirkung eines Tagtraumes. Denken wir zurück an einen schönen Ferientag, reagiert unser Organismus so, als ob wir dies unmittelbar erleben würden. Der Blutdruck senkt sich, Stresshormone werden abgebaut, Wohlbefinden breitet sich aus, - es geht uns schlicht besser, wenn wir uns für kurze Zeit auf dieser fiktiven Erholungsinsel aufhalten. Genau dieser Effekt kann ein wohltuendes Bild haben. Der visuelle Impuls geht direkt zum Gehirn und faltet von dort aus seine Wirkung auf den ganzen Menschen aus.

Herzlichen Dank, Cécile Brunner, für die Gelegenheit deine Bilder betrachten zu dürfen! 
 

Samstag, 31. März 2012

Welche Auswirkungen hat das neue Psychologiegesetz?

Gestern trafen sich die Mitglieder des VAP (Verband Aargauer Psychologinnen und Psychologen) zur jährlichen Versammlung. Viele der Teilnehmenden berichteten von ähnlichen Erfahrungen: Die Bevölkerung wisse oft gar nicht, dass sich bis jetzt jede Person Psychologin bzw. Psychologe nennen könne. Mit dem neu beschlossenen Psychologiegesetz (PsyG; voraussichtlich gültig ab 1.1.2013) muss dafür eine Grundausbildung in Psychologie (Hochschulabschluss auf Masterstufe) vorgewiesen werden. Diese Grundausbildung ist dann auch Voraussetzung für den Psychotherapieberuf.

Heute ist es so, dass Psychotherapien von der Grundversicherung der Kranken-
kassen nur dann übernommen werden, wenn diese von ärztlichen Psychotherapeut/
-innen erbracht werden. Die psychologischen Psychotherapeut/-innen können aus-
schliesslich über die Grundversicherung abrechnen, wenn sie von Ärztinnen und Ärzten angestellt und in deren Praxen tätig sind (so genanntes delegiertes Arbeitsverhältnis). 

Wir alle dürfen nun gespannt sein, wie es berufspolitisch weitergeht. Der Bundesrat wird darüber entscheiden müssen, ob und wie die Leistungen der nichtärztlichen PsychotherapeutInnen in der Grundversicherung verankert werden können. Frau Nationalrätin Katharina Prelicz-Huber hatte in der Herbstsession 2011 eine Anfrage an den Bundesrat gestartet (auch in der Verbandszeitschrift des Berufsverbandes SBAP aktuell nachzulesen). Erste Aussagen des Bundesrates  können auf diese Verankerung hoffen lassen.

Montag, 27. Februar 2012

Im leeren Raum

Der Hauptbahnhof Zürich ist in der Regel voller Menschen. Hin und wieder ist die grosse Halle jedoch fast leer. Diese Leere gibt mir manchmal ein Gefühl von Raum und Ruhe, welche ich unmittelbar auch geniesse. Ist es nicht genau das, was wir Menschen im übervollen Alltag hin und wieder brauchen? Kleine Ruheinseln im hektischen Tun? Es ist für mich ein kleines Geschenk, diese Verschnaufpause im grossen ruhigen Leerraum.

Ein leerer Raum kann auch ein Lehrraum sein. Wenn ich voller Unruhe, Gedanken und Pendenzenlisten bin, kann ich kaum etwas neues lernen. Aufnahme- und lernbereit bin ich erst, wenn ich offen, ruhig und gewissermassen leer bin.

Gedicht gegen die Angst

Streichle das Blatt
küsse den Hund
tröste das Holz
hüte den Mund
zähme den Kamm
reime die Lust
schmücke den Schlaf
plätte den Frust
neige das Glas
wiege das Buch
liebe die Luft
rette das Tuch
schaue das Meer
rieche das Gras
kränke kein Kind
iss keinen Frass
lerne im Traum
schreibe was ist
nähre den Tag
forme die Frist
lenke die Hand
eile und steh
zögere nicht
weile wie Schnee
öffne die Tür
lade wen ein
schenke dich hin
mache dich fein
prüfe dein Herz
geh übers Feld
ruhe dich aus
rühr an die Welt

Ilma Rakusa

Sonntag, 26. Februar 2012

Frühlingsboten

Seit ein paar Tagen riecht die Luft nach Frühling. Die Sonne wärmt eindeutig mehr und das Vogelgezwitscher hat zugenommen.

Erste Pflänzchen zeigen sich auch schon zaghaft im vorsichtigen Grün, aber die Weidekätzchen behalten sicherheitshalber den wärmenden Mantel noch eine Weile an!

Dienstag, 7. Februar 2012

Milena Moser schreibt

Milena Moser
Die Autorin Milena Moser kann man schon länger in ihrem kreativ-lustvollen Blog lesend begleiten. Jetzt hat sie ein neues Buch geschrieben: Montagsmenschen. Zur Zeit gibt es viele Artikel in verschiedenen Zeitungen über diesen Roman. Der Tagesanzeiger lässt uns mehr über den Werdegang der Autorin wissen und freut sich über ihre kurzweiligen Geschichten, Der Sonntag greift Scheitern, Krisen und Pannen der Figuren des Romans auf, allesamt Personen, die im Schweizer Alltag zu finden sind.

Auf jeden Fall ist es so, dass Milena Moser Themen aufgreift, die für sehr viele Menschen aktuell und bedeutsam sind. Die Schwierigkeiten einer Paarbeziehung, das zermürbende, anstrengende und traurige Erleben einer Trennung, oder die Freuden und Leiden des Alleinseins. Die Autorin beschreibt z.B. im Migrosmagazin, wie sie einen Weg für sich durch schwierigen Zeiten im eigenen Leben gefunden hat. Sie schreibt. Sie macht Yoga. "Für mich ist Yoga ein Training im Aushalten unangenehmer Sachen", wie sie sagt. Beim Schreiben dagegen ist ihr am wohlsten.

Schreiben kann tatsächlich in schwierigen Lebensphasen hilfreich sein. Was auf dem Papier (bzw. im Tagebuch, auf dem Bildschirm) steht, ist nicht mehr ausschliesslich im Kopf, sondern draussen. Es tut oft gut, in der eigenen Gedankenwelt verweilen zu können, wenn aber die ewig gleichen wiederkehrenden Gedanken nicht mehr zu stoppen sind, können diese zur Belastung werden.
Das Aufschreiben hat meistens eine erweiterte Wirkung, die Gedanken nicht mehr mit sich herum tragen zu müssen, sondern sie für einen Moment los zu werden. Später dann diese Gedanken von sich selber zu lesen, mit dem Blick von aussen, kann tatsächlich einen anderen Blickwinkel für den persönlichen Prozess bieten.

Sonntag, 5. Februar 2012

Reden Paare noch miteinander?

In der Aargauer Zeitung vom 4.2.12 greift Benno Tuchschmid in der Kolumne "Zettel" folgendes Faktum auf: Die Leute haben zwar ein Gegenüber für ein mögliches Gespräch, wählen aber stattdessen nicht selten die Kommunikation mit dem Laptop, iPad oder Smartphone.
Mails werden gelesen, SMS geschrieben, das Facebook-Profil ergänzt etc. Die neuen Medien sind da. Sie werden bleiben und mehr und mehr Möglichkeiten bieten. Auch dies ist ein Faktum.Wie gehen wir Menschen hiermit um? Wie verhalten wir uns gegenüber Freunden oder in der Paarbeziehung?
"Man stellt sich unweigerlich Fragen: Sprechen die nie, wenn drahtloses Internet vorhanden ist? Haben sie deshalb vielleicht weniger Streit als andere Paare? Kann man das Sprechen mit Partnern verlernen? Checken die ihr Geschäftsmail während des Geschlechtsverkehrs? Würden die ein schlechtes Restaurant mit Wi-Fi gegen ein gutes ohne Wi-Fi eintauschen?"
Auch wenn Benno Tuchschmid seine etwas traurigen Beobachtungen in einem Restaurant in Laos gemacht hat, trifft das genau gleiche auch zunehmend hierzulande zu. Und ja: Es ist möglich das leichte und ungezwungene Sprechen zu verlernen. Die tieferen Gespräche ebenso.

Wer sich regelmässig Zeit, Raum und Energie für das direkte Gespräch nimmt, wird sich geübter und entsprechend gelassener fühlen. Wer die Art und Weise des entspannt aufeinander Zugehens, das leichte Plaudern über Gott und die Welt beherrscht, wird sich ebenfalls leichter und wohler fühlen. Wer sich in den jeweils Anderen einfühlen und ihn wahrnehmen kann, wird selber eher als freundlich-interessiertes Gegenüber wahrgenommen. Eine Win-Win-Situation kann so entstehen.

Samstag, 4. Februar 2012

Rathausgasse 21 in Aarau


Rathausgasse 21 - 1. Stock
Wie schnell sich doch der Januar 2012 lebendig und erfüllt zeigte!
Ich freue mich sehr über meine neue Praxis in Aarau, die ich anfangs Jahr eingeweiht habe! Die Altstadthäuser sind voller hundertjähriger Geschichten und gelebtem Leben. Mein neuer Raum im alten Haus ist ebenfalls offen für neue und alte Geschichten und Erlebnisse, die erzählt und geteilt werden wollen. Manchmal muss ein neuer Blickwinkel gefunden werden, oft will etwas früher Erlebtes neu betrachtet werden, um verstanden oder besser abgelegt werden zu können.


... Zeit und Raum ...
Ja, Januar ist schon vorbei. Der neue Monat Februar ist da. Auch wenn es momentan draussen bitter kalt ist, die Tage werden heller, die Sonne wärmt jeden Tag ein bisschen mehr. Sogar die ersten optimistischen Vögel singen frühmorgens ein kurzes Liedchen. Jede Zeit bringt neue Möglichkeiten. Auch wenn gestern vorbei ist, hin und wieder hören und spüren wir wie eine Art Echo aus der Vergangenheit. Frühere Verletzungen, Missverständnisse, Unfähigkeiten, Trauer oder Ärgernisse melden sich wieder und wollen vielleicht jetzt die Gegenwart nutzen, um die passende Aufmerksamkeit zu bekommen. - Ich und mein Raum sind da. Es hat Platz.