Montag, 16. Juli 2012

Menschen gesucht!

Kürzlich kam dieser Seufzer von einer befreundeten Fachkollegin, die auf Stellensuche ist: "Meistens, wenn ich meine, die passende Stelle gefunden zu haben, steht vermerkt 'Auf Grund der Teamkonstellation werden Männer bevorzugt'. In den psychosozialen Berufen haben die Frauen bald keine Chance mehr".  

In unserer gleichstellungsbemühten Zeit macht diese Aussage ein bisschen nachdenklich. Es ist zwar so, dass es in den Kindergärten, in der Primarschule und im psychosozialen Beratungssektor sehr viel weibliches Personal hat. Es ist daher verständlich, dass mehr Männer für solche Stellen gesucht werden. Andererseits werden Frauen nicht unbedingt ausdrücklich gesucht, wenn es um freie Stellen in der Wirtschaft geht. Man sucht sprachlich korrekt, z.B. nach Geschäftsleiter/-in, nach einer Persönlichkeit oder nach einer Fachperson für die Gesamtverantwortung für XY. Bei diesen Stellen steht in der Regel nichts von 'Frauen werden auf Grund der Teamzusammensetzung bevorzugt'.  
Wie wohltuend, als ich dann ein Inserat der Uni Basel mit dem folgenden Wortlaut entdeckte: 'Die Universität Basel ist bestrebt, den Frauenanteil bei den Professuren zu erhöhen und ist deshalb an Bewerbungen von Frauen besonders interessiert'. Und gleich daneben ein Inserat der Uni Bern. Auch hier wird die Erhöhung des Frauenanteils in den akademischen Führungspositionen angestrebt, weshalb Wissenschaftlerinnen nachdrücklich aufgefordert werden, sich zu bewerben.
In Norwegen gibt es die Quotenregelung (unter Google fand ich soeben 70'500 Ergebnisse hierzu!). In einem Aufsichtsrat muss es mindestens 40% Frauen bzw. Männer haben. So verlangt es das geschlechtsneutrale Gesetz.  
Wie wunderbar wäre es, wenn es auf allen beruflichen und gesellschaftlichen Gebieten normal werden könnte, dass Menschen einfach tätig sind, unabhängig vom Geschlecht.  

PS
Im Frühsommer nahm ich an zwei Kongressen teil. An beiden Orten war ca 80% der Zuhörerschaft weiblich. Auf den Podien standen dann aber meistens Männer.

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