Donnerstag, 31. Januar 2013

Pizza im Hier & Jetzt

Gestern Abend ging ich mit einem Berufskollegen essen. Die Wahl des Restaurants fiel auf das italienische La Luna, direkt beim Bahnhof Wil. Absolut praktisch als Treffpunkt, wenn man unterwegs ist. Ich entschied mich für eine Pizza Capricciosa, und wie sich herausstellte, für mich an diesem regnerischen Mittwoch Abend die absolut beste Wahl. Diese Pizza war himmlisch fein. So ein knuspriger, schmackhafter Boden, reich mit Zutaten belegt, absolut perfekt in Geschmack und Konsistenz! In diesem Moment des ersten Bissens war ich glücklich, nichts anderes war von Bedeutung.

Dieser Fokus auf das einzig Wesentliche - in diesem Moment meine Pizza - ist, was in der Psychologie auch Focusing genannt wird. Auch die sorgfältige Achtsamkeit für das Hier und Jetzt könnte ich tatsächlich mit diesem ersten Stück Pizza beschreiben! Ab und zu müssen wir gar nicht so weit schauen für das kleine alltägliche Glück, hin und wieder ist es da wie das Lächeln des Gegenübers, oder eben: die allerbeste Pizza der Welt!

Dienstag, 22. Januar 2013

Soll die Grundversicherung Psychotherapie bezahlen?

Im Leserforum im Tagesanzeiger vom 22. Januar 2013 greift Marianne Klauser, Psychotherapeutin in Winterthur, das aktuelle Thema 'Psychotherapie in der Grundversicherung' auf.
Krisen zu erleben, gehört zum Menschsein. Meistens lassen sich Auswege finden, manchmal muss jedoch auch eine schwierige Entscheidung getroffen werden. Es ist natürlich und selbstverständlich, dass man in solch schwierigen Phasen im Leben gerne ein unterstützendes Gegenüber hat. Je nach Situation und Schwere der Krise braucht es dafür eine psychotherapeutische Fachperson. Zwar stehen genug Psychotherapeutinnen und -therapeuten zur Verfügung. Aber die Krankenkassen übernehmen  einen Teil der Kosten für eine Psychotherapie nur, wenn der Gesuchsteller auch eine Zusatzversicherung hierfür hat. Viele Ratsuchende verzichten aus diesem Grund auf eine therapeutische Unterstützung oder warten zu lange, bevor sie sich therapeutisch behandeln lassen, in der Hoffnung, dass es ohne Therapie bestimmt irgendwann schon wieder gehe...
Wir Fachkräfte sind da. Verhandlungen und Diskussionen in politischen Kreisen laufen. Es ist höchste Zeit, dass die Kosten für Psychotherapie von der Grundversicherung übernommen werden: zum Wohle einer psychisch starken Gesellschaft, die den Herausforderungen unserer modernen Zeit erst recht gewachsen ist.

Ein schneller Entscheid ist für viele Menschen ziemlich dringend.

Sonntag, 13. Januar 2013

Aspekte der (Un-)Lust

"(Keine) Lust auf..." scheint momentan bei vielen Menschen ein Thema zu sein. So auch bei Herrn Bundespräsident Ueli Maurer. In der heutigen Sonntagszeitung steht prominent auf der ersten Seite beschrieben, wie er "keine Lust" auf verschiedene Auftritte beim Schweizer Fernsehen hat. Diverse Personen, sowohl in den Medien wie in der Politik, zeigen sich hierüber befremdet. Der Chefredaktor der SZ, Martin Spieler, sagt auf Seite 2 im Editorial:
Viele Schweizerinnen und Schweizer, die täglich hart für ihr Geld arbeiten, werden nie gefragt, ob sie Lust haben oder nicht. Sie müssen einfach ihren Job erledigen, ihre Pflicht erfüllen - egal, ob es ihnen passt oder nicht. Und sie müssen oft auch Dinge erledigen, die ihnen gar keinen Spass machen. Das dürfen wir doch auch von Ihnen als Bundespräsident erwarten, oder nicht?
So geht es den meisten von uns: es gibt Aufgaben, die wir schlicht erledigen müssen, ob wir Lust dazu haben oder nicht. Hierzu gehören alltägliche kleine Erledigungen wie frühmorgens aufstehen, Zähne putzen, Kompost raustragen, Rechnungen zahlen etc. Wunderbar, wenn es auch Aufgaben gibt, die Spass machen. Es gibt Menschen, die z.B. gerne putzen, weil sie Freude am blitzblanken Resultat haben.
Oft braucht es eine andere Haltung, um etwas zu tun, worauf wir keine Lust haben. Eine Lösung könnte sein, einfach zu tun! Den Lustfaktor auf die Seite schieben und einfach die Zähne putzen, den Abwasch erledigen.

Hin und wieder müssen die unterschiedlichen inneren Anteile, Dilemmas oder inneren Stimmen gebündelt werden, damit wir herausfinden, was in welcher Reihenfolge getan werden will, wie Kollege Rainer Kreuzheck am 11.1.13 bemerkt.

"Lust haben" auf etwas kann auch bedeuten, dass das lustvolle Erlebnis zuerst Aufwand kostet. Die Zutaten müssen bekanntlich zuerst besorgt sein, bevor wir den Kuchen backen und zum Schluss lustvoll essen können.

Und hin und wieder tut es einfach gut, sich in Gelassenheit zu üben. Mit der Feststellung, was zu einem passt oder was einem nicht so recht gelingen will, sind wir in allerbester Gesellschaft. So geht es ja den meisten von uns, wie auch Philippe Wampfler in seinem Blogeintrag vom 6.1.13 aufgreift. Es ist irgendwie tröstlich, hier nicht alleine zu sein.

Als Anregung für das neue Jahr kann vielleicht die bekannte  Fassadenaufschrift in Zürich Oerlikon "How to work better" von Peter Fischli und David Weiss  inspirierend sein:
Mit einem Lächeln besser und lustvoller das tun, was wir zu tun haben.

Sonntag, 6. Januar 2013

Neues Jahr - mit oder ohne Vorsätze

Wie so oft im brandneuen Jahr wird gerne ein neuer Anlauf genommen, um etwas zu erreichen oder um mit etwas aufzuhören. Die einen wollen nicht mehr rauchen, andere wollen mehr Sport machen oder sonst etwas Gutes für sich oder andere tun. Die Zeitschriften und Gesellschaftskolumnen quellen über von guten Tipps, also nichts wie los! Aber WOLLEN wir wirklich das, was wir meinen zu sollen oder zu müssen?
Dieser überprüfende Gedanke kann sich lohnen. Wenn wir etwas wirklich wollen, dann heisst dies schlicht TUN! Ohne wenn und aber. Wenn wir aber etwas NICHT mehr tun wollen, können wir dies nicht einfach loswerden, weil es ein Nicht-Tun in unserem Hirn nicht gibt. Wenn Sie also ans Nicht-Schokolade-Essen denken, müssen Sie sich zwangsläufig erst die Schokolade vorstellen, bevor Sie versuchen, diesen Gedanken wieder zu tilgen. Das Nicht-Tun ist also nicht möglich. Stattdessen wäre es möglich, etwas ANDERES zu tun. Nur, was könnte dies sein? Auch hier gibt es unendlich viele Ratgeber, die aufzeigen wollen, dass z.B. Joggen anstelle von Rauchen genau so lustvoll sein kann. Nur, gilt dies auch für Ihre Vorsätze, für Ihr Tun-Wollen? Schlussendlich kann nur jeder selber herausfinden, wie das alternative Programm laufen könnte. Sich selber erwischen jedoch ist auch nicht ganz leicht. Die Faktoren "Sollen" und "Müssen" stehen  dem "Wollen" oft im Weg. "Lust haben" etwas zu tun, ist schlussendlich unserer stärkste Motor, wenn es um Veränderung geht. Aber um herauszufinden, was dies sein könnte, braucht es leider hin und wieder ein bisschen Disziplin. Appetit kommt bekanntlich mit dem Essen, jedoch muss zuerst bekannt sein, worauf ich Lust habe, sonst wird selten etwas daraus.
Den berühmten inneren Schweinehund an die Leine nehmen, dann anschliessend gemeinsam schauen gehen, ob vielleicht doch etwas Interessantes zu entdecken wäre, das könnte sich lohnen. Nur schon den Blickwinkel zu ändern, und so eine neue Aussicht auf eine altbekannte Landschaft zu gewinnen, kann eine Bereicherung für das neue Jahr werden. Aber nur, wenn Sie Lust dazu haben!

M.C. Escher, Sky and Water I, woodcut, 1938, www.mcescher.com