Sonntag, 15. Juli 2012

Darf ich mich als Psychologin empören?

Schon wieder wird thematisiert, wie eine Institution wie die Katholische Kirche Menschen Unrecht getan hat. Im Tagesanzeiger vom 26. Juni 2012 berichtet WN davon, wie er als Kind und Jugendlicher im Kloster Fischingen in Thurgau aufs Gröbste misshandelt wurde. Nach vielen Jahren schaffte er es jetzt an die Öffentlichkeit zu gehen und von diesen schrecklichen Erlebnissen zu erzählen. Auch am 12. Juli 2012 wird im Tagesanzeiger berichtet: Ein weiterer Betroffener erzählt von seinen Erlebnissen im damaligen Kinderheim in Fischingen. Gemeinsam für die Betroffenen ist, dass es schwierig sei, Unterstützung für ihr erlittenes Unrecht zu erfahren. So geht das Kloster Fischingen auch nur zögerlich ihre Geschichte an: Weder eine Entschuldigung noch finanzieller Schadenersatz für die Betroffenen seien vorläufig vorgesehen. Klosterdirektor W. Ibig sagt klar: "Wenn wir Geld anbieten, ist das letztlich juristisch so etwas wie eine Schuldanerkennung". Die kollektive Aufarbeitung der Geschichte sei für sie schwierig.
In vielen Klostern, Kirchen, Schulheimen und Internaten sind Verbrechen an Kindern und Jugendlichen verübt worden. Das Kloster Einsiedeln z.B. hat angefangen, deren Geschichte aufzuarbeiten. Abt Martin Werlen zeigte sich in einem Zeitungsartikel erschreckt von den vielen Missbrauchsfällen. Seit all dies bekannt geworden ist, setze sich die Klostergemeinschaft intensiv damit auseinander.

Dürfen sich Psycholog/-innen über Missstände aufregen?
Mit Hilfe psychologischer Theorien lässt sich zwar vieles erklären und intellektuell verstehen; Missstände tolerieren jedoch, müssen auch Fachleute nicht. Vieles ist tatsächlich fast nicht zum Aushalten.

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